Neulich in einem Gastgarten im Herzen Wiens: Vor mir ein lauwarmes Bier, das eigentlich den Namen Schaumbecher verdient hätte, denn der Anteil an Schaum überwog beinahe jenen der Flüssigkeit.
Gut, am besten einfach nicht aufregen, lieber froh darüber sein, dass man nach gut einer halben Stunde Wartezeit überhaupt etwas bekommen hat. Denn in diesem Lokal etwas zu bekommen war gar keine Leichtigkeit, die Kellner dort versprühen so eine leicht gehässige Atmosphäre, dass man fast Angst bekommt, sich etwas zu bestellen.
Auf mein Essen wartete ich aber immer noch. Bayrische Weißwürste sind doch etwas aufwändiger zu kochen, gut Ding braucht eben Weile. Am Nebentisch saß eine Familie, die offenbar den Geburtstag des kleinen Daniel feiert. „Entschuldigung Herr Ober …“ ist von der Mutter zu hören. Der Kellner erwiderte mürrisch: „Jaja, ich komm ja gleich …“.
Viel interessanter als die Tatsache, dass es noch weitere 10 min gedauert hat, bis er die Familie bedient hatte, fand ich die Tatsache, dass man sich als Gast höflichst beim Herrn Kellner entschuldigen musste, um etwas zu bekommen. Eigentlich sollte sich das Servicepersonal ja über jede Bestellung freuen, wird dadurch ja ihr Job finanziert.
Du sollst die Hand die dich füttert nicht beißen oder der Kunde ist König, davon war weit und breit nichts zu sehen. Offensichtlich ist ein Kellner in Wien vom Status her einem Primar gleichgestellt. Jahrelange Ausbildung und Erfahrung verschaffen ihm nun die Position, dass er über Sein oder nicht Sein entscheiden kann - jede Sekunde seiner wertvollen Aufmerksamkeit ist kostbar.
Ich probierte es nun auch mal mit einem „Entschuldigung Herr …“, da ich mit knurrendem Magen immer noch auf meine Weißwürste wartete. „Was wollens …“ war nicht gerade die Antwort mit der ich gerechnet hatte, so viele Gäste waren zu diesem Zeitpunkt eigentlich gar nicht anwesend, dass man den Überblick über den Bestellstatus verlieren hätte können.
Ein paar Minuten später bekam ich dann endlich meine sehnsüchtig erwarteten Weißwürste – kalt. Na gut ich dachte mir, wenn schon nicht das Bier kalt war, dann wenigstens die Würste – Galgenhumor ließ den Ärger an diesem schönen Tag schnell in Vergessenheit geraten.
Doch irgendwas fehlte noch. Rekapitulation: Bier – check, Weißwürste – check, Brezen – check. Aja, zu einer Weißwurst gehört ja bekanntlich süßer Senf. Also ein weiteres Mal beim Herrn Ober entschuldigen und ihn darum bitten, mir Senf zu bringen. Jetzt war er aber schon ziemlich sauer, so viel Aufwand für einen einzelnen Kunden, ein Affront.
Weißwürste gegessen, das Bier getrunken - Glückseligkeit machte sich breit. Nicht ganz. Ich hatte noch immer Durst und ein kleines Schnapserl hätt ich auch noch vertragen, aber ich wollte ja nicht noch einmal unnötig den Herrn Kellner stören.
Komischerweise war dieser beim Abservieren besonders schnell. Er hatte auch gleich die Rechnung mit, ohne, dass ich nach dieser verlangt hatte. Scheinbar konnte er Gedankenlesen, vielleicht hatte er ja deshalb so ein hohes Ansehen.
Die Rechnung war ein Schock. Gefühlte € 7 die ich dafür bereit gewesen wäre zu zahlen, standen nun einer astronomischen Rechnung von knappen € 20 gegenüber. Ich fragte mich wie das zu Stande kommen konnte, 1 Bier und 2 Weißwürste konnten doch niemals so viel kosten. Prompt erklärte mir der Kellner, dass die Brezen und der Senf (den ich übrigens bekam, als ich mit dem Essen schon fast fertig war) selbstverständlich nicht im Preis inkludiert waren und dass die Rechnung des unbekannten Herren der anfangs noch am anderen Ende meines Tisches saß, auch noch offen war.
Das war doch die Höhe, nun war ich nicht mehr so relaxed. Nach langem zähen Verhandeln, bei dem nun auch der Geschäftsführer anwesend war, konnte ich zumindest durchsetzen, dass ich nur die von mir konsumierten Dinge bezahlen musste. Somit konnte ich die Rechnung auf immer noch sehr hohe 9 Euro herunterhandeln.
Ich bezahlte also mit einem Zwanziger und bekam 10 Euro retour. Wie so oft hatte sich ein Kellner sein Trinkgeld gleich selber einbehalten. Als Kind wurde ich in dem Glauben erzogen, dass in Österreich Trinkgeld nicht obligat sei, sondern eine Anerkennung für besondere Höflichkeit und Service. In Anbetracht der geschilderten Dinge, blanke Ironie und ein weiteres Zeugnis für die Degeneration im Dienstleistungsbereich.
Irgendwie fehlte mir aber schon jede Lust, da noch weiter herumzustreiten. Ich wollte ja einfach nur ein kühles Bier und einen kleinen Snack an einen schönen Tag konsumieren und dann sowas. Ein Dankeschön gab es freilich keines, stattdessen wurde ich mit der Bitte verabschiedet, dass ich mir meine Weißwürste in Zukunft doch wo anders holen sollte. Diesem Wunsch werde ich natürlich gerne entgegenkommen.
Anders gesehen
Sonntag, 15. Mai 2011
Samstag, 14. Mai 2011
Wer ist der Gewinner vom Song Contest 2011?
Der Patient Song Contest wurde erfolgreich wiederbelebt. Deutsche Präzision und Organisation haben wie schon bei der WM2006 neue Maßstäbe gesetzt und ein Event hochgezogen, das seinesgleichen sucht.
Doch leider sollte die optische Verpackung das größte Highlight des Song Contests bleiben, denn was danach kam war einfach nur unrühmlich. Auch wenn der Musikgeschmack natürlich immer der subjektiven Beurteilung der Hörer unterliegt, könnte ein bisschen Objektivität dort und da nicht schaden – rein der Fairness halber.
Es ist einfach nur traurig anzusehen, wie unfair die Punkte beim Song Contest vergeben werden. Sympathien für bestimmte Länder werden der musikalischen Performance eindeutig vorgezogen. Die größte Spannung für den aufmerksamen Zuseher liegt mittlerweile nurmehr darin, ob er mit etwas geographischen beziehungsweise geschichtlichen Kenntnissen darauf wetten kann, welches Land seinem „Freund“ die "Douze Points" schenkt.
Diese Kohäsion ist vor allem im ehemaligen Ostblock zu erkennen, je öfter sich die Länder dort geteilt haben, desto größer scheinen auch ihre Gewinnchancen beim Song Contest zu sein. Die Griechen haben sowieso ein 12 Punkte Abo auf Lebenszeit bei den Zyprioten. Doch wenden wir unseren Blick wieder der Alpenregion zu:
Im deutschsprachigen Raum stellte sich bald Ernüchterung ein. Zu hoch waren die Erwartungen, hinter denen man dann doch etwas zurückblieb. Vorjahressiegerin Lena konnte nicht von der tollen Organisation des Song Contests profitieren und musste sich am Ende mit dem doch etwas enttäuschenden 10 Platz begnügen. Für die Schweizer wurde es ein Debakel, obwohl das Lied noch zu den besseren gezählt hat
Die österreichischen Zuseher hätten sich das Comeback beim Song Contest auch etwas erfolgreicher vorgestellt, hinter vorgehaltener Hand wurde ja sogar mit dem Sieg spekuliert. Vielleicht hätte man mehr Realismus an den Tag legen sollen, dann hätte man sich über Qualifikation gefreut, anstatt sich über den 18 Platz zu ärgern. In Anbetracht der dubiosen Punktevergabe, muss man trotzdem sagen, dass die Nadine Beiler sich einen besseren Platz verdient hätte, denn sie hat Österreich im Vergleich zu früheren Vertretern perfekt repräsentiert und war vor allem stimmtechnisch der heimliche Gewinner des Song Contest.
Vielleicht sollte man sich aufgrund des Votings beim Song Contest für das nächste Jahr eine andere Taktik überlegen:
Man könnte sich zum Beispiel vorab etwas mehr mit seinen Nachbarländern arrangieren und sich gegenseitig so die Punkte zuschanzen. Sollte das nicht möglich sein, weil ein Minenfeld der Antipathien rund um die Ländergrenzen ausgelegt ist, bleibt noch immer die Möglichkeit, dass man sein Land kurzerhand in 2 oder mehrere Länder teilt. Wer von diesem Separationskurs keinen Gebrauch machen will, für den bieten sich aber noch andere Wege. Eine weitere Taktik wäre ein Abordnung in Zwergenstaaten wie San Marino schicken, damit die dort das Telefonvoting manipulieren, denn die „Douze Points“ zählen ja hüben wie drüben gleich viel. Man könnte natürlich auch einige französische Phrasen in die Lieder einbauen, damit erntet man mit Sicherheit Sympathien bei den Franzosen oder Belgiern, die sich ja als einzige behäbig dagegen wehren, englisch zu sprechen. Ist man keiner Fremdsprache mächtig, sollte man es wie die Schweden machen. Epileptiker aufgepasst, diese Lightshow ist nicht von dieser Welt, da vergisst man schnell mal, dass es beim Song Contest eigentlich um Musik gehen sollte.
Doch leider sollte die optische Verpackung das größte Highlight des Song Contests bleiben, denn was danach kam war einfach nur unrühmlich. Auch wenn der Musikgeschmack natürlich immer der subjektiven Beurteilung der Hörer unterliegt, könnte ein bisschen Objektivität dort und da nicht schaden – rein der Fairness halber.
Es ist einfach nur traurig anzusehen, wie unfair die Punkte beim Song Contest vergeben werden. Sympathien für bestimmte Länder werden der musikalischen Performance eindeutig vorgezogen. Die größte Spannung für den aufmerksamen Zuseher liegt mittlerweile nurmehr darin, ob er mit etwas geographischen beziehungsweise geschichtlichen Kenntnissen darauf wetten kann, welches Land seinem „Freund“ die "Douze Points" schenkt.
Diese Kohäsion ist vor allem im ehemaligen Ostblock zu erkennen, je öfter sich die Länder dort geteilt haben, desto größer scheinen auch ihre Gewinnchancen beim Song Contest zu sein. Die Griechen haben sowieso ein 12 Punkte Abo auf Lebenszeit bei den Zyprioten. Doch wenden wir unseren Blick wieder der Alpenregion zu:
Im deutschsprachigen Raum stellte sich bald Ernüchterung ein. Zu hoch waren die Erwartungen, hinter denen man dann doch etwas zurückblieb. Vorjahressiegerin Lena konnte nicht von der tollen Organisation des Song Contests profitieren und musste sich am Ende mit dem doch etwas enttäuschenden 10 Platz begnügen. Für die Schweizer wurde es ein Debakel, obwohl das Lied noch zu den besseren gezählt hat
Die österreichischen Zuseher hätten sich das Comeback beim Song Contest auch etwas erfolgreicher vorgestellt, hinter vorgehaltener Hand wurde ja sogar mit dem Sieg spekuliert. Vielleicht hätte man mehr Realismus an den Tag legen sollen, dann hätte man sich über Qualifikation gefreut, anstatt sich über den 18 Platz zu ärgern. In Anbetracht der dubiosen Punktevergabe, muss man trotzdem sagen, dass die Nadine Beiler sich einen besseren Platz verdient hätte, denn sie hat Österreich im Vergleich zu früheren Vertretern perfekt repräsentiert und war vor allem stimmtechnisch der heimliche Gewinner des Song Contest.
Vielleicht sollte man sich aufgrund des Votings beim Song Contest für das nächste Jahr eine andere Taktik überlegen:
Man könnte sich zum Beispiel vorab etwas mehr mit seinen Nachbarländern arrangieren und sich gegenseitig so die Punkte zuschanzen. Sollte das nicht möglich sein, weil ein Minenfeld der Antipathien rund um die Ländergrenzen ausgelegt ist, bleibt noch immer die Möglichkeit, dass man sein Land kurzerhand in 2 oder mehrere Länder teilt. Wer von diesem Separationskurs keinen Gebrauch machen will, für den bieten sich aber noch andere Wege. Eine weitere Taktik wäre ein Abordnung in Zwergenstaaten wie San Marino schicken, damit die dort das Telefonvoting manipulieren, denn die „Douze Points“ zählen ja hüben wie drüben gleich viel. Man könnte natürlich auch einige französische Phrasen in die Lieder einbauen, damit erntet man mit Sicherheit Sympathien bei den Franzosen oder Belgiern, die sich ja als einzige behäbig dagegen wehren, englisch zu sprechen. Ist man keiner Fremdsprache mächtig, sollte man es wie die Schweden machen. Epileptiker aufgepasst, diese Lightshow ist nicht von dieser Welt, da vergisst man schnell mal, dass es beim Song Contest eigentlich um Musik gehen sollte.
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